Fahrradfahren ist NICHT politisch – zumindest nicht in Dänemark. Vor allem in Kopenhagen ist die Förderung von Fahrrädern und die Einschränkung des Autoverkehrs über das gesamte politische Spektrum hinweg eine vernünftige und gemeinsame Angelegenheit.
https://www.zeit.de/2024/23/radverkehr-berlin-verkehrspolitik-autofahrer-lastenraeder
Jeden Tag legen die Einwohner Kopenhagens – der „World’s Best Bike City“ – fast 1,5 Millionen Kilometer mit dem Fahrrad zurück. Dafür sorgen Dutzende von Fahrradbrücken und mehrere hundert Kilometer „Superbikewege“ in der Hauptstadt.
Im Vergleich zu meiner neuen Heimatstadt Berlin ist Kopenhagen immer noch meilenweit voraus. Leider hat Berlin bei der Entwicklung der Fahrradinfrastruktur im Vergleich zu einer Reihe europäischer Städte wie Paris, Barcelona und sogar Brüssel das Tempo verloren.
Das Klima ist natürlich ein verdammt gutes Argument für den Umstieg auf das Fahrrad. Aber auch die Geopolitik (weniger Ölimporte) und die Gesundheit (weniger Fettleibigkeit und Herz-Kreislauf-Erkrankungen) sind ziemlich gute Argumente. Und städtischer Komfort: Ein Auto braucht mehr Platz als sechs Fahrräder! Stellen Sie sich vor…
Ein Problem: In Berlin und Deutschland wird das Fahrradfahren oft durch eine absurde identitätspolitische Brille betrachtet: Es ist grün oder rot – und ein Affront gegen liberales Denken und freies Leben (ein schönes zirkuläres Argument aus dem fossilen Zeitalter).
Ein weiteres Problem: Radfahrer fahren in Berlin wie der Teufel. Wegen der schlechten Infrastruktur für Fahrräder. Und wegen einer schlechten Fahrradkultur (überall wird gefahren, sogar auf dem Gehweg) – was die Konfrontation zwischen Fahrrädern, Fußgängern und Autos täglich verschärft.
Die Kopenhagener betrachten Lastenräder (vor allem für den Transport kleinerer Kinder) nicht als politisches Statement oder als zweitbeste Option, weil es zu viele Autos gibt. Es ist einfach Lebensqualität auf Rädern, die Ihnen Zeit und Geld spart.
Ob du es glaubst oder nicht: In Berlin gelten Lastenräder oft noch als aggressives und selbstgefälliges Linksdenken – von Leuten, die Ihre Freiheit einschränken wollen, eines der app. 1,5 Millionen Verbrennungsautos in Berlin. Wir schreiben das Jahr 2024!
Wir können uns also den Übergang und den Aufbau einer ernsthaften Fahrradinfrastruktur in Städten wie Berlin nicht leisten? Oh doch, das können wir: Wir geben viel mehr für Straßen und Projekte wie den Ausbau der A100 aus (rund 220.000 Euro pro Meter).
Und in Dänemark hat das Verkehrsministerium einige ernsthafte Berechnungen zum Thema Fahrradfahren angestellt. Das Ergebnis: Jedes Mal, wenn Sie einen Kilometer mit dem Fahrrad statt mit dem Auto fahren, sparen Sie der Gesellschaft mehr als einen Euro.
Das Berliner Mobilitätsgesetz (2018) weist sicherlich in die richtige Richtung, und auch hier wird es besser. Aber die Ambitionen würden fast 100 Kilometer neue Radwege pro Jahr erfordern.
https://www.berlin.de/sen/uvk/mobilitaet-und-verkehr/verkehrspolitik/mobilitaetsgesetz
Leider haben die Deutschen oft eine irrationale Angst vor Veränderungen und Übergängen – und davor, Geld in die Welt von morgen zu investieren: Ja, die fossile Ära war sicherlich in vielerlei Hinsicht bequem. Aber die Realität ändert sich, mein Lieber…
Also: Fahren Sie einfach nach Kopenhagen und sehen Sie sich das solide Fundament einer guten Fahrradinfrastruktur an. Sie ist noch lange nicht perfekt, und in Kopenhagen gibt es immer noch viel zu viele Autos. Aber vielleicht erklärt die großartige Fahrradkultur auch, warum die Dänen so ärgerlich glücklich und entspannt sind.