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Die unterschätzte Kaufkraft von Fußgängern und Radfahrern

„Gewerbetreibende unterschätzten oft die Konsumkraft von Menschen auf dem Rad oder zu Fuß, gerade wenn die Gewerbetreibenden selbst eher Autofahrer:innen seien, sagte Knese. Studien aus Berlin, Chemnitz, Erfurt, Weimar bestätigten dies.“

https://www.fr.de/frankfurt/bilanz-oeder-weg-frankfurt-nun-doppelt-so-viel-radverkehr-93033753.html

Bilanz im Oeder Weg in Frankfurt: Nur noch halb so viele Autos

Der Abschlussbericht der University of Applied Sciences zum Oeder Weg liegt vor. Der Fahrradverkehr hat sich durch den Umbau zur Fahrradstraße verdoppelt.

Frankfurt – Bevor der Oeder Weg im Nordend eine fahrradfreundliche Nebenstraße wurde, waren dort täglich etwa 9000 Kraftfahrzeuge und 2000 Fahrräder unterwegs. Nach der Umgestaltung von 2021 bis 2023 sind es etwa 4000 Fahrräder und ebenso viele Kfz. Das ergab der Abschlussbericht der Frankfurt University of Applied Sciences (UAS).

Fahrradfreundlicher Oeder Weg: Hochschule empfiehlt, Umgestaltung beizubehalten

„Die Zahl der Kfz ist um etwa die Hälfte zurückgegangen“, sagte Dennis Knese, Professor für nachhaltige Mobilität und Nahverkehr, der das Forschungsteam leitet, bei der Vorstellung des 145 Seiten langen Abschlussberichts. Sein Team hat den Verkehr unter anderem mit Kameras beobachtet, die Unfälle anhand polizeilicher Daten analysiert, die Fahrzeuge gezählt, Suchzeiten für Parkplätze ermittelt, Anwohnerinnen und Anwohner befragt und mit Gewerbetreibenden vertiefende Interviews geführt.

„Wir empfehlen die Verstetigung der Maßnahmen“, sagte Knese. Das heißt, die roten Markierungen an den Kreuzungen, die Sicherheitsstreifen in der Dooring-Zone, die Ausweisung zur Fahrradstraße, die Lieferzonen, die Multifunktionsstreifen mit Außengastronomie, die Sitzbänke, Gehwegnase und Begrünung sollen bleiben. Auch die Sperre am Eschenheimer Tor und der Modalfilter an der Holzhausenstraße.

Zusätzliche Umgestaltung in Diskussion: Abgesenkte Bordsteine und neue Bäume

Mehr noch: „Am Montagabend diskutiert der Ortsbeirat 3 den Abschlussbericht“, sagte Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne). Er empfiehlt, das Gremium möge sich für eine zusätzliche Umgestaltung aussprechen. Bislang sind die Bordsteine noch nicht abgesenkt, was es Menschen im Rollstuhl schwer macht, die Straße zu passieren. Gehwege könnten aufgewertet, Kreuzungen sicherer gestaltet werden. Auch wäre es möglich, Bäume zu pflanzen. Siefert hofft auf ein entsprechendes Votum.

Der Abschlussbericht zeigt, dass eine Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger die Umgestaltung positiv bewertet. Eine Minderheit, die im Wesentlichen aus Gewerbetreibenden und Kfz-Nutzer:innen besteht, bleibt kritisch. Besonders kritisch waren laut Umfrage die Menschen, die an der Cronstettenstraße, Finkenhofstraße, Bornwiesenweg wohnen. Sie müssen wegen des dortigen Modalfilters längere Wege mit dem Auto fahren und haben zusätzlich mehr Durchgangsverkehr. Die Studie ist einsehbar unter: www.relut.de

Unfallzahlen in vier Jahren im Frankfurter Oeder Weg halbiert

Das ist aber nicht die Regel. Viel Verkehr habe sich auf die Hauptstraßen verlagert oder sei schlichtweg verpufft, führte Dennis Knese aus. Das heißt, dank der fahrradfreundlichen Infrastruktur fahren weniger Menschen mit dem Auto. Von 2000 Befragten gaben 44 Prozent an, ihr Mobilitätsverhalten geändert zu haben. 51 Prozent nutzten seltener das Auto. 69 Prozent fahren mehr Rad. 55 Prozent gehen Wege häufiger zu Fuß. Noch ein Aspekt: Die Unfallzahlen haben sich von 2019 bis 2023 halbiert. Die Parkplatzsuche dauert nicht länger als in vergleichbaren Quartieren.

Bei den Gewerbetreibenden berichteten zwei Drittel über keine nennenswerten Auswirkungen auf die Geschäftszahlen. 200 von 231 Kundinnen und Kunden gaben an, länger oder häufiger auf dem Oeder Weg unterwegs zu sein. Gewerbetreibende unterschätzten oft die Konsumkraft von Menschen auf dem Rad oder zu Fuß, gerade wenn die Gewerbetreibenden selbst eher Autofahrer:innen seien, sagte Knese. Studien aus Berlin, Chemnitz, Erfurt, Weimar bestätigten dies.